Strickfilzen Anleitung: So erzielst Du eindrucksvolle Profi-Ergebnisse

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Selda Bekar

Infos zu Strickfilzen Anleitung
Mit der richtigen Anleitung und ein paar Tipps ist das Strickfilzen kinderleicht!

Obwohl das Strickfilzen eine sehr alte und traditionelle Technik ist, hat sie bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Ganz im Gegenteil macht das Strickfilzen richtig viel Spaß. Gleichzeitig ist das Strickfilzen in der Waschmaschine nicht nur leicht umzusetzen, sondern auch prima für Anfänger geeignet. Denn nach dem Filzen sind kleinere Fehler oder Unebenheiten in der Strickarbeit wie von Zauberhand verschwunden. Wir erklären Dir, wie Du vorgehen und was Du beachten musst. Und neben allgemeinen Infos zum Strickfilzen haben wir auch eine Anleitung für eine gefilzte Tasche für Dich.

Strickarbeiten zu filzen, hat eine sehr lange Tradition. Durch das Filzen entsteht nämlich ein festes und robustes Gewebe, das sich prima für zum Beispiel Taschen, Hausschuhe oder Hüte eignet.

Und dank moderner Technik wird das Strickfilzen zum Kinderspiel. Denn die mühsame und anstrengende Arbeit, das Strickstück stundenlang von Hand in Seifenlauge zu walken und zu kneten, kannst Du Dir sparen. Diese Arbeit nimmt Dir die Waschmaschine ab.

Allerdings solltest Du ein paar Kleinigkeiten beachten. Wir haben in dieser Anleitung alle wichtigen Infos und Tipps rund ums Strickfilzen für Dich zusammengestellt. Und damit Du die Technik gleich ausprobieren kannst, zeigen wir Dir, wie eine gestrickte Filztasche entsteht. Also, los geht’s!

Erst einmal Grundlegendes zum Strickfilzen

Vom Strickfilzen wird gesprochen, wenn eine Arbeit zuerst gestrickt und danach verfilzt wird.

Das klassische Material fürs Filzen ist unbehandelte Schafwolle. Sie kennzeichnet sich durch eine schuppige Struktur. Wärme und Feuchtigkeit sorgen dafür, dass sich diese Schuppen aufstellen. Durch Reiben, Kneten und ähnliche Bewegungen verhaken sich die Schuppen miteinander. Wenn dann noch eine Lauge in Form von Seife oder Waschpulver dazukommt, quellen die Wollfasern noch stärker auf und verfilzen dadurch schneller. Das Ergebnis ist ein fester und dichter Stoff.

Damit sich ein Strickstück in Filz verwandelt, brauchst Du neben einer geeigneten Wolle also die Mischung aus Wärme, Wasser, Bewegung und Lauge. Und weil genau das die Waschmaschine leistet, bietet es sich natürlich an, die Waschmaschine zum Strickfilzen auch zu nutzen.

Die Wolle fürs Strickfilzen

Heutzutage ist Wolle meist behandelt. In speziellen Verfahren werden dabei die Schuppen zum Teil abgelöst. Dadurch verfilzt die Wolle nicht mehr so schnell und Du kannst die Wollsachen problemlos waschen. Nur funktioniert dadurch eben auch das Strickfilzen nicht mehr.

Du brauchst deshalb ein Garn, das verfilzt. Im Fachhandel ist spezielle Filzwolle erhältlich. Sie gibt es von verschiedenen Herstellern, in unterschiedlichen Qualitäten und in allerlei Farben.

Allerdings musst Du Dir nicht unbedingt Filzwolle besorgen. Stattdessen kannst Du auch ein Garn nehmen, das entweder aus reiner Wolle besteht oder zumindest einen Wollanteil von 70 Prozent oder mehr hat. Das kann dann sowohl eine einfache Schafwolle als auch ein edles Garn wie Alpaka, Angora oder Mohair sein.

Hilfreich ist, wenn Du einen Blick auf die Banderole wirfst. Wenn dort steht, dass das Garn nur für Handwäsche geeignet ist, verfilzt es beim Waschen in der Waschmaschine. Da Du ja aber genau diesen Effekt erreichen willst, kannst Du das Garn verwenden.

Wenn das Garn mit Begriffen wie “filzfrei” oder “superwash” gekennzeichnet ist, eignet es sich fürs Strickfilzen nicht. Gleiches gilt, wenn sich auf der Banderole das Waschmaschinen-Symbol befindet. Dann verfilzt das Garn nämlich gar nicht, kaum oder erst bei sehr hohen Temperaturen.

Die Filzprobe

Die Maschenprobe gehört zu den unbeliebtesten Arbeiten beim Stricken. Wenn Du ein Strickstück anfertigen willst, das nach dem Filzen eine bestimmte Größe oder Form hat, wirst Du um die Probe aber nicht herumkommen. Denn jedes Garn verhält sich anders. Selbst Garne, die aus einer Serie stammen und exakt die gleiche Materialzusammensetzung haben, aber verschieden eingefärbt sind, können in der Länge und der Breite unterschiedlich schrumpfen.

Deshalb solltest Du nicht auf eine Filzprobe verzichten. So kannst Du herausfinden, wie sich Dein Strickstück verändert und wie gut Dein Garn überhaupt verfilzt.

Für die Filzprobe strickst Du am besten ein einfaches Rechteck. In dieses Rechteck webst Du dann einen Faden in einer anderen, gut sichtbaren Farbe ein, mit dem Du eine bestimmte Anzahl an Maschen und Reihen markierst. Diese Zahlen schreibst Du Dir mit der dazugehörigen Angabe in Zentimetern auf.

Wenn Dein Probestück nach dem Filzen aus der Waschmaschine kommt, wirst Du die einzelnen Maschen nicht mehr erkennen. Aber durch die eingewebten Fäden kannst Du ausmessen, wie stark das Strickstück geschrumpft ist.

Tipp: Stricke Deine Probe ruhig etwas größer. So kannst Du den kleinen Lappen dann später nämlich zum Beispiel als Untersetzer oder Topflappen nutzen, als Innentasche verwenden, als Flicken irgendwo aufnähen oder eine Blüte als Applikation daraus formen. Dadurch ist die Wolle nicht verschwendet.

Anleitung fürs Strickfilzen in der Waschmaschine

Das Strickfilzen selbst ist schnell erklärt: Zuerst strickst (oder häkelst) Du Dein Projekt ganz normal. Bist Du fertig, schließt Du mögliche Nähte und vernähst alle Fäden sauber und ordentlich. Dann wird das Strickstück in der Waschmaschine gewaschen. Dadurch verfilzt es.

Im Prinzip ist das schon alles. Okay, stimmt nicht ganz. Ein paar Dinge kommen noch dazu. Hier also die Anleitung fürs Strickfilzen ganz ausführlich!

Der erste Filzvorgang

Dein Strickstück gibst Du in die Waschmaschine und wäschst es bei 40°. Wähle dabei ein normales Waschprogramm, kein Sparprogramm. Als Waschmittel verwendest Du das Voll- oder Colorwaschmittel, das Du sonst auch für Deine Wäsche nimmst. Benutze also kein spezielles Waschmittel, sondern eines, das laut Etikett „nicht für Wolle und Seide“ geeignet ist. Den Weichspüler musst Du aber weglassen.

Damit Dein Strickstück gut verfilzt, sollte es in der Waschtrommel ordentlich Bewegung und Reibung geben. Deshalb kannst Du das Strickstück zusammen mit einer Jeans waschen. Der recht harte Jeansstoff sorgt für Widerstand, wodurch das Strickstück gut durchgeknetet wird. Oder Du gibst zwei, drei Tennisbälle mit in die Trommel. Sie erhöhen ebenfalls die Reibung und Du riskierst nicht, dass die Wolle Deine Jeans verfärbt.

Tipp: je nach Wolle können sich ziemlich viele Fussel oder feine Härchen in der Trommel verteilen. Um Deine Waschmaschine zu schonen, kannst Du das Strickstück in eine alte Kissenhülle oder einen Stoffbeutel stecken.

Das Trocknen

Nach dem ersten Waschgang kommt ein ziemlich unförmiges Strickstück aus der Maschine. Solange der Filz nass ist, kannst Du ihn aber gut formen. Ziehe das Strickstück deshalb gleich in Form. Durch kräftiges Zerren kannst Du auch die Größe noch verändern.

Zum Trocknen stopfst Du das Strickstück dann aus oder spannst es. Hausschuhe beispielsweise kannst Du mit Küchenpapier ausfüllen, eine Tasche kannst Du über einen Übertopf, eine Schüssel oder einen Karton stülpen. Größere Strickstücke kannst Du mit Stecknadeln auf einer Styroporplatte oder auf dem Bügelbrett fixieren.

Der zweite Filzvorgang

Wenn Dein Strickstück trocken ist, schaust Du es Dir an: Sind noch einzelne Maschen zu erkennen, ist ein zweiter Waschgang notwendig. Und in den meisten Fällen wird das der Fall sein. Also gibst Du das Strickstück noch einmal in die Waschmaschine und wäschst es erneut bei 40° oder sogar 60°.

Damit Dein Filzobjekt schön weich wird, kannst Du beim letzten Spülgang etwas Essig in die Waschkammer geben, in die normalerweise der Weichspüler kommt. Oder Du spülst das Strickstück in einer Mischung aus Essig und Wasser durch.

Danach ziehst Du das Strickstück wieder in Form, stopfst es aus und lässt es trocknen.

Etwas Mathe zum Strickfilzen

Beim Filzen zieht sich Dein Strickstück um ungefähr 30 bis 40 Prozent zusammen. Deshalb musst Du Deine Strickarbeit ein ganzes Stück größer anfertigen.

Wenn Du Dir die Filzprobe sparen willst und es bei Deinem Projekt nicht auf die exakte Größe ankommt, kannst Du das notwendige Maß auch ausrechnen. Als Daumenregel gilt beim Filzen nämlich der Faktor 1,3 bis 1,4. Vor dem Filzen ist Dein Strickstück also zwischen 1,3- und 1,4-mal größer als danach.

Deshalb kannst Du Dein fertiges Wunschmaß mit diesem Faktor multiplizieren. Möchtest Du zum Beispiel einen Topflappen stricken, der 20 x 20 cm groß sein soll, rechnest Du 20 cm x 1,4 = 28 cm. Damit weißt Du, dass Du den Topflappen mit 28 cm langen Kanten stricken musst.

Strickfilzen ganz praktisch: Anleitung für eine Tasche

Jetzt weißt Du, wie das Strickfilzen funktioniert. Und damit Du gleich Dein erstes Werk in Angriff nehmen kannst, haben wir jetzt noch eine Anleitung zum Strickfilzen einer Tasche für Dich.

Du brauchst dafür:

  • etwa 250 Gramm Wolle, die sich zum Filzen eignet
  • Stricknadeln, passend zur Wolle
  • Nähnadel mit stumpfer Spitze
  • Maßband
  • Stecknadeln
  • Schere
  • Pappkarton und Plastiktüte

So gehst Du vor

Die fertige Tasche soll später ungefähr 25 cm breit und 20 cm hoch werden. Gestrickt wird sie in Reihen und in glatt rechts. Du strickst also in allen Hinreihen rechte Maschen und in allen Rückreihen linke Maschen.

1. Schritt: die Tasche stricken

Für die Tasche schlägst Du so viele Maschen an, wie Du brauchst, um auf eine Breite von 35 cm zu kommen.
Dann strickst Du im Prinzip einen langen Schal. Dazu arbeitest Du Dich einfach Reihe für Reihe gerade nach oben, bis Deine Strickarbeit gut 90 cm lang ist.

Anschließend kettest Du die Maschen ab. Den Faden ziehst Du durch die letzte Masche, schneidest ihn ab und vernähst ihn.

2. Schritt: den Henkel stricken

Als nächstes ist der Henkel an der Reihe. Dafür schlägst Du so viele Maschen an, dass Du auf eine Breite von 7 cm kommst. Wie schon bei der Tasche strickst Du jetzt wieder in den Hinreihen rechte Maschen und in den Rückreihen linke Maschen.

Wenn Dein Henkel etwa 140 cm lang ist, kettest Du die Maschen ab und vernähst die Fäden.

3. Schritt: die Tasche zusammennähen

Nun muss aus den beiden Strickstücken eine Tasche werden. Dafür legst Du das große Strickstück gerade vor Dir hin. Dann klappst Du die Unterkante um 32 cm nach oben.

Jetzt nimmst Du den Henkel und legst ihn an einer Seite der Tasche an. Dabei platzierst Du ihn so, dass er zwischen den beiden Lagen der Tasche und mittig über dem Knick sitzt. Damit nichts verrutscht, kannst Du das Ganze mit Stecknadeln fixieren. Dann nähst Du den Henkel einmal rundherum fest. Dadurch ist die Tasche auf einer Seite schon mal verschlossen.

Auf der anderen Seite nähst Du den Henkel ebenfalls an. Wenn Du jetzt die Oberkante als Deckel nach unten klappst, hast Du die fertige Tasche vor Dir.

Übrigens: Wenn Du häkeln kannst, kannst Du den Henkel auch mit festen Maschen an der Tasche befestigen.

4. Schritt: die Tasche filzen

Die Tasche geht jetzt in die Waschmaschine. Dabei gehst Du so vor, wie wir es oben in der Anleitung zum Strickfilzen beschrieben haben.

Wasche die Tasche also mit Waschmittel bei 40 Grad. Direkt nach dem Filzen ziehst Du die Tasche in Form. Damit sie beim Trocknen die Form behält, kannst Du zum Beispiel einen Pappkarton hinein geben. Damit die Pappe nicht durchweicht, solltest Du den Karton aber in eine Plastiktüte stecken.

Je nach Ergebnis führst Du dann eventuell noch einen zweiten Waschgang durch. Wenn Du magst, kannst Du die Tasche noch mit einem Druckknopf ausstatten oder mit einer Applikation verzieren. Fertig!

Ein letzter Tipp

Gefilzte Strickstücke kannst Du waschen. Allerdings solltest Du das entweder per Hand oder bei niedriger Temperatur im Wollprogramm tun. Denn bei einem normalen Waschprogramm und höheren Temperaturen kann es passieren, dass Deine Arbeit noch weiter schrumpft.